Werdegang einer Seligen

Das Leben und Leidender Anna SchäfferEmmeram H. Ritter: Anna Schäffer

Emmeram H. Ritter: Anna Schäffer. Eine Selige aus Bayern.

Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2012,

688 S.,18 Abb., ISBN 978-3-7954-2545-6, 24,95 Euro

Alljährlich kommen etwas 25 000 Gläubige in den kleinen Ort Mindelstetten in der Hallertau, um das Grab der seligen Anna Schäffer zu besuchen. Mit ihrer Seligsprechung hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999 die kirchenrechtlichen Voraussetzungen für die öffentliche Verehrung geschaffen. Er würdigte damit eine Persönlichkeit, die durch die Ergebenheit, mit der sie ihr schweres Schicksal annahm, für viele Verzweifelte und Kranke zum Vorbild wurde.

Anna Schäffer stammte aus einer Handwerkerfamilie und wurde 1882 geboren. Im Alter von 19 Jahren stürzte sie während ihrer Arbeit als Dienstmädchen in einen Bottich mit kochendheißer Waschlauge. Dabei verletzte sie sich so schwer, dass sie für den Rest ihres Lebens ans Krankenbett gefesselt bleiben sollte. Die junge Frau fasste damals den Entschluss, ihr Schicksal Gott als Opfer darzubringen. Es gelang ihr, ihre körperlichen Leiden, die sich im Laufe der Zeit noch drastisch verschlimmerten, durch christliche Kontemplation so zu verinnerlichen, dass sie erträglich wurden. Anna berichtete von Träumen, in denen ihr der Heiland und der hl. Franziskus erschienen waren. Daraufhin sollen sich die Wundmale Christi auf ihrem Körper gezeigt haben. Seit dies bekannt wurde, wandten sich viele Gläubige aus dem In- und Ausland mit Briefen an Anna Schäffer und ersuchten sie um ihre Fürbitte. 1925 erlag Anna Schäffer ihrem Leiden. Das Grab der "Schreiner Nandl", wie sie auch genannt wird, war bald das Ziel von Pilgern, die sie um Beistand in körperlichen und seelischen Nöten anriefen und ihr für erwiesene Hilfe dankten. Über 14 000 Gebetserhörungen verzeichnet die katholische Kirche bislang. Auf vielfachen Wunsch ließ Bischof Dr. Rudolf Graber von Regensburg 1972 die Gebeine der Verstorbenen vom Friedhof in die Nikolauskirche von Mindelstetten übertragen und eröffnete den Seligsprechungsprozess. Nach dessen erfolgreichem Abschluss wurde Anna Schäffer in eine neue Gruft im Mittelgang der Pfarrkirche umgebettet. Sie ist jedes Jahr am Anna-Tag (26. Juli) das Ziel Tausender von Menschen.

Autor Emmeram H. Ritter hat als langjähriger Leiter der Abteilung Selig- und Heiligsprechungsverfahren in der Diözese Regensburg den Prozess um die Seligsprechung von Anna Schäffer hautnah miterlebt. In seiner Publikation beschreibt er erstmals ausführlich das Leben und Leiden dieser jungen Frau, berichtet von ihren Visionen und nennt die Gründe, die zu ihrer Seligsprechung führten. Daneben beleuchtet er aber auch ihr Umfeld, sowie die politischen und geistesgeschichtlichen Hintergründe ihrer Zeit und bietet damit dem Leser ein umfassendes Bild dieser Persönlichkeit.

Dr. Chr. Riedl-Valder, aus: Mittelbayerische Zeitung 16.01.2012