Zur Brotzeit ins älteste Wirtshaus der Welt

Die Gaststätte Röhrl ist ein beliebtes Ausflugsziel der Regensburger

Das "älteste Wirtshaus der Welt" steht dem neuesten Guinness-Buch der Rekorde zufolge in der Oberpfalz. Es befindet sich in dem kleinen Dorf Eilsbrunn in der Gemeinde Sinzing, zwölf Kilometer westlich der Weltkulturerbestadt Regensburg. In dem denkmalgeschützten, mit vielen bunten Blumenkästen geschmückten Walmdachhaus und dem schattige Biergarten unter hohen Kastanienbäumen hat man sich schon im 17. Jahrhundert das Bier schmecken lassen.

Wirt Muk Röhrl und seine Frau Karin hatten sich Anfang Oktober letzten Jahres für diesen Titel beworben, nachdem sie ein Stammgast auf die Idee gebracht hatte. Bislang war ein Restaurant in Madrid als Guinness-Rekordhalter geführt worden. Dessen Alter galt es zu überbieten. Dazu war natürlich viel Recherchearbeit nötig. Zum Glück für die Röhrls hatte schon einer ihrer Verwandten, Anton Röhrl senior, ehemaliger Wirt des Klosters Weltenburg, zwanzig Jahre lang die Familiengeschichte erforscht und in einer umfangreichen Chronik zusammengestellt. Daher lagen schon alle Quellennachweise aus diversen Staatsarchiven parat und brauchten nur noch zusammengestellt werden. Bei dem Rekord ging es jedoch nicht um das Alter des Gebäudes, sondern um dessen durchgehende Öffnung. Das Wirtspaar konnte anhand der Archivalien nachweisen, dass ihre Gaststätte seit 1658 im Besitz der Familie Röhrl ist, das heißt mittlerweile in der elften Generation. Dieser Umstand reichte, um die spanische Konkurrenz zu überbieten. Nun sind Muk und Karin Röhrl überglücklich, die entsprechende Urkunde zu besitzen.

Die Jahreszahl 1658 steht auch über dem Haupteingang des Wirtshauses. Um der Tradition Rechnung zu tragen, hat man im ersten Stock der Gaststätte ein kleines Museum eingerichtet. Hier dokumentieren zahlreiche interessante Sammlerstücke nicht nur die Geschichte der Familie Röhrl sondern auch die Entwicklung des Brauwesens. Denn einen Bierausschank gab es in Eilsbrunn schon im Hochmittelalter. Auch sind die Grundmauern der Gaststätte mit angeschlossener Landwirtschaft und der späteren Brauerei uralt. Das Anwesen ist zudem das Stammhaus sämtlicher in Bayern ansässiger Röhrl-Brauereien. Ab der Wende zum 20. Jahrhundert wurde verstärkt in den Fremdenverkehr investiert.1902 baute Johann Röhrl einen großen Saal mit darüber liegenden Fremdenzimmern für Sommerfrischler. Eilsbrunn mauserte sich zum Luftkurort und warb mit „hübschen Spazierwegen“ und dem neu angelegten Alpinensteig zwischen Eilsbrunn und Etterzhausen, der herrliche Ausblicke in das idyllische Labertal bietet.

In den 1950er Jahren entdecken die Regensburger die Wälder und die Jurahöhen zwischen den beiden Donau-Zuflüssen Schwarze Laber und Naab als Wanderziel. Viele der damals Heranwachsenden erinnern sich heute noch an die Sonntagspaziergänge mit der Familie nach Eilsbrunn, wo Johann Nepomuk Röhrl Brotzeiten mit Pressack, Emmentaler und selbstgebrautes Bier servierte. Die feucht-fröhliche Raststätte inspirierte auch schon viele Kreative zu Zeichnungen, Gedichten und Erzählungen. Heute ist das Wirtshaus historischer und kultureller Dreh- und Angelpunkt der Gemeinde. Wie früher spielt an den traditionellen Festtagen die Blasmusik. Und zu den urbayerischen Küchenschmankerln gibt es einen süffigen hellen Bock, dessen Genuss schon so manchem den Heimweg erschwerte.

 

Chr. Riedl-Valder