Gott mit dir, du Land der Bayern…“

Eine Ausstellung in Schwandorf erinnert an den Komponisten der Bayernhymne

Keine andere Landeshymne ist in Deutschland so populär wie die Bayernhymne. Sie ist ein Stück weiß-blaue Identität. Jeder Bürger im Freistaat hat sie in der Schule gelernt, nachdem der Bayerische Landtag im Jahr 1953 beschlossen hatte, dieses Lied offiziell als Staatssymbol zu verwenden. Dabei blieben die Urheber und die Geschichte der Hymne bis heute jedoch weitgehend unbekannt. Erstmals widmet nun das Stadtmuseum Schwandorf dem Komponisten dieser feierlichen, eingängigen Melodie eine Ausstellung. Es handelt sich um den Oberpfälzer Konrad Maximilian Kunz, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern könnte. Als Sohn des Schwandorfer Stadttürmers Franz Michael Kunz und seiner Frau Barbara geb. Metz, wurde er am 29. April 1812 im dortigen Blasturm, einem Wachturm der ehemaligen Befestigungsanlage, geboren. Zusammen mit seinen Geschwistern erhielt er schon früh vom Vater Musikunterricht und spielte in den umliegenden Wirtshäusern zum Tanz auf. Während der jüngere Bruder ab 1845 bis zu seinem Tod als Stadttürmer und Orgelbauer in Rain am Lech wirkte und seine Schwester die Türmertradition in Schwandorf fortführte, besuchte Konrad Max das Lyzeum in Amberg und studierte Theologie. Später arbeitete er als Chordirigent und Leiter der Bühnenmusik am Münchner Hof- und Nationaltheater und lehrte als Professor am Münchner Konservatorium. Daneben war er ein maßgeblicher Förderer des deutschen Männergesangs. Er schuf zahlreiche Kompositionen für Männerchöre, die in ganz Europa und auch in Übersee gefragt waren. Nachdem der Komponist am 3. August 1875 in der Landeshauptstadt verstorben war, fand er vorerst seine letzte Ruhestätte am Münchner Südfriedhof. Rudolf Schwanthaler (1842-1879), der Sohn des berühmten Hofbildhauers unter König Ludwig I., schuf für das Grab eine ausdrucksstarke, aus weißem Carrara-Marmor gefertigte Büste des Komponisten.

Der Text der Bayernhymne, die anfangs den Titel „Lied für Bayern“ trug, wurde bereits 1848 geschrieben. Dichter der Urfassung war der Münchner Lehrer Michael Öchsner (1816 – 1893). Er hatte damals noch eine dritte Strophe vorgesehen, die "Königsstrophe". Ihr erster Vers lautete: "Gott mit ihm, dem Bayernkönig! Segen über sein Geschlecht!" 1918 wurde sie in den meisten Liederbüchern getilgt. Kunz komponierte zu diesem Text dann die bekannte Melodie. Das Lied erklang erstmals am 15. Dezember 1860 zur Jubiläumsfeier der Münchner Bürger-Sänger-Zunft, in der Öchsner und Kunz Mitglieder waren. Melodie und Text gehörten ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon zum allgemeinen Liedgut in Bayern, bevor sie durch die Initiative der Staatsregierung zur offiziellen Hymne des Freistaates wurden. Schon seit 1949 ertönt die Hymne im Bayerischen Rundfunk als Signal zum Sendeschluss. Auch bei offiziellen Empfängen wird sie stets im Anschluss an das Deutschlandlied gespielt. In diesem Zusammenhang kam es einmal zum politischen Skandal, als der ehemalige Ministerpräsidenten Alfons Goppel 1965 bei der Ankunft der britischen Königin zuerst die Bayernhymne spielen ließ. Bundespräsident Heinrich Lübke beschuldigte ihn daraufhin separatistischer Aktivitäten und war zutiefst verärgert. Die Originalsätze der Bayernhymne galten übrigens lange als verschollen. 1995 entdeckte der Archivar der Bürger-Sänger-Zunft, Johannes Timmermann, zufällig die ältesten Noten zusammen mit den originalen Kompositionen von Kunz für Chor und Symphonieorchester im Altbestand einer Gymnasialbibliothek. Zum 50. Verfassungsjubiläum des Freistaates Bayern wurden diese 1996 zum ersten Mal seit weit über hundert Jahren wieder zu Gehör gebracht.

In der höchst informativen Ausstellung, die von Eva Maria Keil geplant und zusammengestellt wurde, sind erstmals originale Handschriften des Komponisten zu sehen. Der Journalist Thomas Göttinger, der seit vielen Jahren über Konrad Max Kunz forscht und zur Zeit eine Biographie über den Musiker verfasst, hat zu den Objekten erklärende Texte geliefert. Die Würdigung dieser großen Persönlichkeit wird ergänzt durch weitere Aspekte aus der Musikgeschichte des Ortes. So kann man sich anhand einer Dokumentation über den Sängerbund, seine Entwicklung und seine Aktivitäten in den 150 Jahren seines Bestehens informieren. Reizvoll ist auch eine in der Ausstellung aufgebaute historische Geigenbauwerkstatt, die von der Schwandorfer Familie Goldfuss zur Verfügung gestellt wurde. Sie betreibt dieses Handwerk bereits in der dritten Generation.

Die Stadt Schwandorf hat auch in der Vergangenheit schon viel unternommen, um ihren berühmten Sohn zu ehren. 1979 wurden seine sterblichen Überreste von München auf den Städtischen Friedhof überführt. Die Porträtbüste von Kunz fand im Heimatmuseum Aufstellung. Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Erstaufführung der Hymne wurde im Jahr 2010 ein neues Kultur- und Musikfestival – die „Konrad-Max-Kunz-Tage“ - ins Leben gerufen. Und nicht zuletzt erklingt täglich aus dem Glockenspiel auf dem Unteren Marktplatz die Bayernhymne.

Chr. Riedl-Valder

Ausstellung bis 29.4.12 im Stadtmuseum Schwandorf, Rathausplatz 1, Do. 11-16.30 Uhr, So 14-17 Uhr.

aus: Altbayerische Heimatpost, 2012, Nr. 9, s. 20.