Schriftstellerverband Ostbayern (Hg.): Verführerisches Ostbayern. Sinnliche Begegnungen und leidenschaftliche Romanzen.

Battenberg-Gietl-Verlag, Regenstauf 2019,216 S.,  ISBN 978-3-86646-738-5, 19,90 €

 

Mit ihrer neuen Anthologie haben sich die Mitglieder des Schriftstellerverbandes nach den Erfolgen der Vorgängerbücher „Schauriges/Mörderisches/Phantastisches Ostbayern“ nun in die Welt der sexuellen Leidenschaften gewagt. In dieser druckfrischen Sammlung von Erzählungen dreht sich alles um Liebesbeziehungen, Affären und sinnlichen Begegnungen. Das Reizvolle daran: der Schauplatz des Geschehens befindet sich stets in der heimischen Region: Amberg, Burglengenfeld, Hutthurm und St. Englmar im Bayerischen Wald, Landshut, Regensburg, Passau und manchmal auch ganz Ostbayern, das ein Götterbote auf der Suche nach Erotik durchstreift, bieten den Rahmen der Ereignisse. Dabei sind die Geschichten so abwechslungsreich wie das Thema selbst. Sie handeln von heimlichen Begierden, lustvollen Abenteuern, verschmähten Verehrerinnen, von Lehrstunden in Sachen Sex, Liebschaften der noblen Gesellschaft, männlichen und weiblichen Traumtypen, moralischen Hindernissen, prickelnden Bettspielen mit tödlichem Ausgang, von heißen Stunden mit einem weiblichen Geist bis hin zur innigen Beschreibung vertrauter ehelicher Zweisamkeit.

 

Im Vorwort geht Marita A. Panzer auf die Geschichte der erotischen Literatur ein: Die Gattung steht ja weniger in der deutschen, sondern vielmehr in der französischen, englischen und italienischen Tradition. Sie erinnert an Schlüsselwerke wie Boccaccios „Decamerone“ (um 1350), Casanovas „Geschichte meines Lebens“ (1790), Marquis de Sades „Justine oder die Missgeschicke der Tugend“ (1791) und D.H. Lawrence „Madame band gern zum Durchblättern und Schmökern in die Hand nimmt. Bovary“ (1856). Vorreiter im 20. Jahrhundert waren Henry Miller mit seinem Buch „Wendekreis des Krebses“ (1934) und Anais Nin mit „Das Delta der Venus“ (1977), die sich beide in ihren Erzählungen von allen sexuellen Tabus befreiten.

 

Lange Zeit waren erotische Texte und Bilder verboten. Die entsprechenden Stellen wurden geschwärzt oder die Bücher beschlagnahmt und vernichtet, deren Verfasser verhaftet. Die zwanzig Autorinnen und Autoren der vorliegenden Publikation müssen dies heutzutage nicht mehr befürchten. Den meisten von ihnen ist es auch gelungen, eine sinnliche Atmosphäre zu vermitteln und knisternder Leidenschaft zu beschreiben, ohne dabei in plumpe Beschreibungen abzurutschen.

Verführerisches Ostbayern“ bietet wieder viel kurzweilige Unterhaltung!

 

(Text: Chr. Riedl-Valder, veröffentlicht in: Juraland 6, 2019, S. 20)

 

Schriftstellerverband Ostbayern (Hg.): Verführerisches Ostbayern.
Schriftstellerverband Ostbayern (Hg.): Verführerisches Ostbayern.