Oberpfälzer Alltag in Wort und Bild
Das Autoren- und Fotografenduo Grete und Georg Pickl aus Kastl (Lkr. Amberg-Sulzbach)
Grete und Georg Pickl (Fotos: Grete und Georg Pickl)
„Vorsatz: In da Früih mit an Müsli agfangt. Vormittogs an Joghurt gessn. Firn Mittog zwoa gelbe Roum mitgnumma. - Gegan Mittog blaoß nu denka kinna: Lebakaassemml! Lebakaassemml! Lebakaassemml!“
Mit treffenden Versen, Fotos und Geschichten, die alle aus dem vollen Leben gegriffen sind, bereichert das Ehepaar Grete und Georg Pickl schon seit Jahrzehnten kulturelle Veranstaltungen und Publikationen zur Volkskunde, Literatur und Kunst in der Oberpfalz. Ihre Heimat ist Kastl, ein kleiner Markt im idyllischen Lauterachtal, der sich zu Füßen einer imposanten Klosterburg-Anlage erstreckt. Seit Jahrzehnten erscheinen ihre Beiträge regelmäßig im Oberpfälzer Heimatspiegel und in den regionalen Zeitungen. Beide sind sie passionierte Fotografen, wobei Georg Pickl diese Leidenschaft bis zur Perfektion betreibt und mit seinem reichen Fundus an Motiven bei den Oberpfälzer Büchermachern ein gefragter Ansprechpartner ist. Oft gelingen ihm mit der Kamera höchst originelle, „sprechende“ Bilder, die dem Betrachter eine neue Sicht auf altbekannte Dinge vermitteln.
Grete Pickl verfasst ihre Texte in Mundart, denn damit kann sie mit wenigen Worten sehr viel ausdrücken und die Gedichte haben mehr Klang. Sie ist sowohl als Lyrikerin als auch als Fachautorin und Referentin für Oberpfälzer Mundart und Brauchtum bekannt geworden. Ihr großes Hobby ist das Sammeln von Oberpfälzer Sprichwörtern. Im Laufe der Zeit hat sie bereits über 400 Sprüche aus den verschiedensten Lebenssituationen zusammengetragen, wie zum Beispiel: „A gscheita Ochs bleibt afm Weg“ oder „Aloan is im Himml niat schea“. Mit dem Spruch „Je mäihara dass gredt wird, desto wenga wird gsagt.“ beendete sie gern ihre Vorträge zu diesem Thema.
Eine Gemeinschaftsproduktion der Familie Pickl ist ein Buch über eine Lieblingsbeschäftigung der Menschen - das Essen. Es trägt den bezeichnenden Titel „Schmeckt`s“ und bringt in vielen kurzen und prägnanten Dialektgedichten die Lebensfreude über die Fülle der Genüsse von Lewaknödla, Schweinan, über Küichla, Zwetschgakoucha bis zum Gräichatn, Obatzdn und Weltnburga zum Ausdruck. Die Mühen vor dem Genuss, die Auswirkungen von zu viel Schlemmerei und die Sache mit den guten Vorsätzen werden darin treffend beschrieben und sorgen für viel Erheiterung beim Leser. Eine Anekdote über ein Mittagessen mit Hindernissen, eine poetische Beschreibung, wie aus Holunderblüten Hullagsträibla werden, eine Abhandlung übers Krautmachen, Krautessen und Redensarten rund ums Kraut, all das findet sich in diesem Buch. Der hintersinnige Titel hat aber nicht nur die Frage nach dem Befinden im Bezug auf das Essen im Visier, sondern geht auch dem aktuellen Lebensgefühl mit kritischem Blick nach. Berge von Verpackungsmüll durch falsches Konsumverhalten, die Verführung der Jugend zum Saufen, das Gift im Essen, unsere Wohlstandsfülle, die Oberflächlichkeiten im alltäglichen Umgang sind ebenfalls Themen der Gedichte. Im Vorwort berichtet der Sohn, Sprachwissenschaftler Simon Pickl, über die Schwierigkeiten, Dialekt auf das Papier zu bringen und im Lesen dann richtig wieder zugeben. Die Tochter, Grafikerin Helen Pickl, übernahm die Gestaltung des Buches. Ihre Zeichnungen sind, ähnlich wie die Gedichte der Mutter, reduziert auf das Notwendigste und fangen in wenigen Strichen Gesichter, Körperhaltungen und Stimmungen ein. Fotograf Georg Pickl eröffnet den Blick für die einfachen Bilder voller Aussagekraft. Er steuerte Momentaufnahmen in Schwarz-Weiß bei, die meist in unmittelbarem Bezug zu den Gedichten seiner Frau stehen, aber deren Inhalte durch vielfältige weitere Dimensionen bereichern.
Chr. Riedl-Valder
aus: Altbayerische Heimatpost 42, 2012, S. 14
Grete und Georg Pickl: „Schmeckt’s? Gedichte und Texte übers Essen
in Oberpfälzer Mundart mit Fotografien von Georg Pickl.
Verlag Bodner Pressath, ISBN 978-3-937117-83-6, EUR 14,90.
Weitere Gedichte von Grete Pickl:
Zwetschgakoucha
…A süißa Saft
Rinnt iwa d Finga,
gäih, däits ma nu
a Stickl bringa.
Jedn Hiarst
Gits so an Segn:
Zwetschgakoucha
Fir mei Leben!
Gifte
Gift in da Luft.
Gift im Bodn.
Gift im Essn.
Sullt ma dao niat
Gifte wern?
I wünsch da
ABüichl in d Händ,
a Büldl an d Wänd.
Vül Raosn im Goartn,
an Schinkn, koa Schwoartn.
A Tiramisu af da Zunga,
gnouch Luft fir die Lunga.
An Kaffee am Herd,
a Göld des wos wert.
An Bam vulla Nuss
Und heint nu an Kuss!
Mir schmeckts
Mir is ollas recht,
in da Früih,
wenn da Kaffee dampft,
wenn d Semmala krachn
und da Honig tropft…
Mir schmeckt ollas guat,
wenn e häja:
Donauwelle, Schwarzwälda,
Küichla und Zwetschgakoucha.
Mir is ollas wurscht,
wenn e Braotzeit mach
mit an Gräichatn,
an Obatztn und
an echtn Weltnburga.
Und wenn e furtgäih wüll
Und mächat wos azäign,
wos Schöins, wos Gscheits,
nao is ma ollas
z eng!