Schüller, Siegfried: Im Supermarkt...

Siegfried Schüller: Im Supermarkt der geheimsten Gefühle. Gedichte und andere Ungereimtheiten.

Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7504-6020-1, 9.90 €.

 

Dieser neue Lyrikband des Mühlhausener Autors Siegfried Schüller gibt dem Leser reichlich Gelegenheit zum Schmunzeln. Schon im Vorwort kann man erfahren, was sein „Supermarkt der geheimsten Gefühle“ alles so bietet: unter anderem finden sich im Sonderangebot 500 g nackte Verzweiflung und ein Set gebrauchsfertige Fettnäpfchen; es gibt süß-sauer eingelegte Selbstmordgedanken und einen Restposten 1A Leidenschaft; an der Wunschtheke handelt man mit Wut im Bauch und hämischen Grinsen in Probierhäppchen und als Präsent für Feinschmecker bieten sich ein Dutzend gebrochene Herzen im Geschenkkarton an. Sein Buch, so schreibt der Autor, ist ein „ Schnäppchenmarkt für Sprachliebhaber“, denen er „fast zu jedem Gefühl ein Gedicht“ liefert. Demzufolge hat er seine Texte je nach angesprochenem Gefühl auch in entsprechenden Kapiteln angeordnet. Sie tragen Titel wie „Dahinter mag die Welt untergehen (Heimatgefühle)“ - Der faule Zahn der Zeit (Vergängliche Gefühle)“ - „Beim Blick aus dem Kellerloch (Ohnmacht, Angst und Mitgefühle)“ oder „Wie sie die Träume weckte (Sehnsucht und Frühlingsgefühle)“. Mit sehr viel Humor und (Selbst-)Ironie widmet sich Schüller in seinen Gedichten alltäglichen Katastrophen und Stimmungstiefs im Berufsleben, im Familien- und Freundeskreis, lässt sich von Jahreszeiten und Natureindrücken inspirieren und kommentiert das Politik- und Zeitgeschehen. Mit harmloser Dichtkunst hat das Ganze aber wenig zu tun. Denn neben heiterer Gelassenheit vermittelt der Autor seinen Lesern jede Menge Denkanstöße, über die sich das Grübeln lohnt, wie zum Beispiel in seinem Gedicht „Bayernhymne neu“: „Gott mit dir, du Land der Bayern, / Heimat, Bauerwartungsland! / Über deinen weiten Gauen / schwebt des Söders Förderhand / Sie versiegelt deine Fluren, / heiligt den Gewerbebau. / Neben deinen breiten Straßen / wachsen Hallen, weiß und grau… Was ist dieses Land noch wert, / wenn man statt durch grüne Fluren / nur durch Baugebiete fährt?...“ Sehr lesenswert ist auch Schüllers abschließendes Plädoyer für eine engagierte Dichtkunst, die gesellschaftliche und politische Missstände zum Thema macht. „Lyrik“, so schreibt er, „die nur die eigene Befindlichkeit bespiegelt...braucht sich nicht zu wundern, wenn sie nur wenig Beachtung findet.“