Prosa
Angela Kreuz: Picknick an der Grenze.
Spielberg Verlag, Neumarkt/Opf. 2019. 182 Seiten, 10,90 €. ISBN-13: 9783954527366
Selbst für diejenigen, die dieses Ereignis nur aus den Nachrichten im Fernsehen mitbekommen haben, war es ein zutiefst bewegender Moment: vor 30 Jahren, am 19. August 1989, gelang Hunderten von DDR-Bürgern während einer Veranstaltung an der ungarischen Grenze die Flucht in den Westen. Die Grenzer ließen sie gewähren; sie schossen nicht. Plötzlich hatte der unüberwindliche „Eiserne Vorhang“ Löcher bekommen. Wenig später sagte Ungarn sogar zu, seine Grenze für DDR-Flüchtlinge zu öffnen. Das Ende der DDR, die deutsche Wiedervereinigung und das Zerbrechen des Ostblocks waren die Folge.
Die Regensburger Autorin Angela Kreuz erzählt in ihrem neuen Roman eine abenteuerliche Episode aus dem chaotischen Leben der Popsängerin Kitty, die eingebettet ist in die Geschehnisse rund um den damaligen „Spaziergang in die Freiheit“. Die Ereignisse überschlagen sich, als sich die Sängerin mit ihrem altersschwachen Moped von Regensburg auf den Weg nach Ungarn macht, um beim „Paneuropäischen Picknick“ an der Grenze ein Konzert zu geben. Finanziell ziemlich abgebrannt, hofft sie, mit ihrer Band bei diesem Auftritt endlich den Durchbruch zu schaffen. Hartnäckig stellt sie sich allen Hindernissen und stürzt sich nebenbei auch noch in ein heftiges Liebesabenteuer. Letztlich winkt ihr der Erfolg, und das nicht nur in beruflicher Hinsicht. Der Autorin gelingt es, die politischen Ereignisse, sowie die Lebenssituation und Gemütslage der fluchtbereiten DDRler anhand von prägnant gezeichneten Einzelschicksalen und Charakteren nachvollziehbar zu machen. Spöttische Dialoge prägen die Handlung und spiegeln treffend die Hassliebe zwischen den Bandmitgliedern und die komplizierte Gefühlswelt der Leadsängerin. Reizvoll sind auch die vielen eingestreuten Zitate aus bekannten Pop- und Rocksongs, die das Geschehen nochmals reflektieren. Eine kurzweilige und amüsante Lektüre vor dem Hintergrund weltbewegender politischer Ereignisse!
(Text: Chr. Riedl-Valder, veröffentlicht in Juraland, Heft 6, S. 19, 2019)
