Lebensweisheiten – amüsant und hinterfotzig

Norbert Neugirg gilt als der Karl Valentin der Oberpfalz

 

Die spöttischen Liebenswürdigkeiten von Norbert Neugirg sind frech und provokant, aber nie persönlich verletzend. Das Fernsehpublikum kennt ihn schon seit Jahren durch seine Auftritte als zahnluckerter und rußverschmierter Kommandant der „Altneihauser Feierwehrkapell`n“ beim Frankenfasching in Veitshöchheim. Jahr für Jahr freut man sich aufs Neue darauf, wenn er bei dieser Gelegenheit die Franken im Allgemeinen und die „Großkopferten“ in Berlin und München im Besonderen provoziert. Besonders die Oberpfälzer können seine Reden genießen, denn Neugirg macht sich gern zum Anwalt seiner Heimat und versucht, seinen Landsleuten mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln – frei nach dem Motto: „Die Oberpfalz ist`s bess`re Bayern!“

Zweifellos besitzt dieser erfolgreiche Humorist die besondere Gabe, unserer Alltagswelt höchst amüsante und bisweilen skurrile Seiten abzugewinnen. Dabei wertet er alles aus, was ihm in der Zeitung, im Fernsehprogramm oder im täglichen Leben über den Weg läuft. Seine Beobachtungen verpackt er gern in gefällige Verse, die man sich leicht merken kann, wie zum Beispiel folgenden:

Kräuterbitter aus China

 
Das Aroma: Galle pur,
riecht wie Zinksargpolitur,
eignet sich zum Grillanheizen
oder auch zum Türstockbeizen,
das Etikett perfekt kopiert,
chinesisch preiswert produziert,
so steht das Zeug bei uns herum
und wer ihn trinkt, kommt billig um.
 

Norbert Neugirg wurde 1960 in Erbendorf geboren, das etwa hundert Kilometer nördlich von Regensburg liegt. Er wuchs hier inmitten des idyllischen Waldnaabtals auf. Heute lebt er mit seiner Familie in der zehn Kilometer entfernten Zoiglbier-Hochburg Windischeschenbach. „Meinen zweiten Vornamen Albert, die Reimerei und das komödiantische Talent habe ich vom Großvater väterlicherseits“, sagt er von sich selbst. 1985 rief der 25-Jährige die zwölfköpfige Blasorchester- und Kabarettgruppe „Altneihauser Feierwehrkapell‘n“ ins Leben und erklärte sich selbst zum Kommandanten des „Haufens“, wie er seine Gruppe gerne nennt. Der Name „Altneuhaus“ stammt von einer nahe gelegenen verfallenen Burganlage, die im Besitz des Klosters Waldsassen war. Bei Auftritten im ZDF und im Bayerischen Fernsehen begeisterte seine Truppe mit einer gelungenen Mischung aus traditioneller Volksmusik und Kabarett schon Millionen von Zuschauer. Norbert Neugirg wirkt dabei als Trompeter mit und verfasst die scharfzüngigen Sprüche. Für ihre Leistungen erhielt die Gruppe 2007 den E-ON-Kulturpreis verliehen.

Seit 1990 arbeitet Neugirg auch im Ensemble der Laienbühne Oberpfalztheater, die er mitbegründete. Diese Einrichtung will mit möglichst geringem Verwaltungsaufwand die pure Lust am Theatermachen vermitteln. Ein ausnahmsweise ganz ernsthaftes Lied textete der Komiker, der selbst zehn Jahre lang freiwillig bei der Feuerwehr Dienst tat, für den Landesfeuerwehrverband Bayern. Sein Lied wurde mit der musikalischen Gestaltung durch Ludwig Zandt sogar zur offiziellen Feuerwehr-Hymne erklärt und 2003 uraufgeführt.

Nachdem er seinen Beruf als Bürokaufmann und Abteilungsleiter an den Nagel hing, ist Neugirg seit dem Jahr 2000 als Kabarettist, Musiker und Schauspieler freiberuflich tätig. Durch eine eigene Kolumne in der Amberger Zeitung „Der neue Tag“ kam er zur intensiveren Beschäftigung mit dem Schreiben. Mittlerweile liegen drei Publikationen von ihm vor, bei denen auch die Titel seine Handschrift verraten: „Was ich so denk“ (2006), „Worte, Reim und Bücherleim“(2008) und „Ansichten und schlichte, nicht vernichtete Gedichte“ (2011). Kurz, treffend und voller Spott formuliert er darin seine Lebensweis­heiten und gewährt nicht ohne Selbstironie Einblicke in seine mehr oder weniger tiefsinnigen Erkenntnisse. Die Bücher enthalten Fastnachtsansprachen vergangener Jahre, viele Reime und neue Betrachtungen des Querdenkers. Dabei reicht die intellektuelle Bandbreite von derben Stammtischsprüchen bis zu hintersinniger Wortakrobatik. Entgegen seiner eigenen Aussage „Leut‘, die nichts Gescheites treiben, neigen gern zum Bücherschreiben ...“ erscheint es daher nur gerechtfertigt, wenn Norbert Neugirg heuer am 17. November in Beratzhausen den „Literaturpreis des Oberpfälzer Jura“ empfangen wird und damit als herausragender Oberpfälzer Autor ins Rampenlicht gerückt wird. Denn mit seinem hintergründigen Humor ist es ihm gelungen, viele Menschen, auch außerhalb des traditionellen Literaturbetriebs, für das geschriebene und gesprochene Wort zu begeistern.

Infos und Termine unter: www.feierwehrkapelln.de

 
Chr. Riedl-Valder
aus: Altbayerische Heimatpost 43, 2012, S. 11.
 

Weitere Gedichte von Norbert Neugirg:

Kirchweih

Die Kirchweih zählt zu jenen Festen, 
wofür die Leute Gänse mästen,
dem Bäcker Tür und Tor einlaufen,
panisch das Geschäft leer kaufen,
von Kuchenschmier` bis Bauernbrot,
als käme eine Hungersnot
und fragt man dann so nebenbei
warum und was denn Kirchweih sei,
dann weiß vor lauter Rausch und Kauf
keiner eine Antwort drauf.
 

Der Bücherschreiber

Leut`, die nichts Gescheites treiben,
neigen gern zum Bücher schreiben,
weil sie sich dem Wahn hingeben,
so könnt` ihr Schmarrn sie überleben.
 

Neugirgs Spruch für die Zoiglstube im Schafferhof Neuhaus

(anstatt der Formulierung „Für die Garderobe wird nicht gehaftet“)
Hereinspaziert und Gott zum Gruße!
Vom Nerz bis hin zur Kuhstallbluse:
Wer auf seinen Fetzen schaut,
dem wird derselbe nicht geklaut.
 
 
Der Bezirk
Damit der Schaden,
den das Parlament anrichtet,
Bayern nicht allein vernichtet
Hat man, nach eigenem Bekunden,
in Bayern den Bezirk erfunden…
Bezirke gibt`s in Bayern sieben,
die werden hauptsächlich betrieben,
damit die Damen und die Herr`n
die daheim politisch übrig wär`n
und – gleich, was sie auch unternahmen –
im Landtag nicht mehr unterkamen,
dank an sich selbst entdeckter Geistesgaben
noch irgendwas zu melden haben.
 

Der Gemeinderat

Der Gemeinderat ist sich seit Jahren
Chronisch über nichts im Klaren.
 

Im Bierzelt

Wen die Zeit und`s Geld nicht reut,
wer dicke Luft und Krach nicht scheut,
senfverschmierte Trachtenjacken,
des Tischnachbarn Gesäß im Nacken,
Leute, die mit Hundsdrecksohlen
Von hinten von der Bierbank johlen,
den Haferlschuh am Hemd abstreifen,
Bakterien, die im Maßkrug reifen,
Dem sei hiermit unverhohlen
Das Bierzelt wärmstens anempfohlen…