Die Schrecken des Schwarzen Todes

Eine Ausstellung in Landau erinnert an die letzte Pestepidemie in Bayern im Jahr 1713

Das Kinderspiel vom „Schwarzen Mann“, aber auch zahlreiche Redewendungen, wie zum Beispiel „etwas stinkt wie die Pest“, ist „verpestet“ oder man fürchtet etwas „wie die Pest“ erinnern uns noch heute an die fürchterliche Seuche, die bis ins 18. Jahrhundert immer wieder auch in Bayern wütete und die Bevölkerung ganzer Dörfer und Stadtteile dahinraffte.

Man kannte die Pest schon im alten Griechenland. Der berühmte Arzt Hippokrates (er lebte 460-375 vor Chr.) beschrieb bereits ihre Symptome. Auch im Alten Testament wird über die Seuche mehrfach berichtet, zum Beispiel im ersten Buch Samuel, wo die Philister von der Beulenpest heimgesucht wurden. Der Ausbruch der Epidemie wurde von den Gläubigen meist als eine Strafe Gottes ausgelegt. Als wirksames Gegenmittel galten daher Gebete, Schutzamulette, Anrufungen und Bittprozessionen, außerdem Gelöbnisse an die Pestheiligen, Stiftungen von Kirchen, Kapellen und Votivbilder.

Heute weiß man, dass das Bakterium Yersinia pestis der Erreger dieser Krankheit war. Er wird vom Rattenfloh übertragen, der sich als Parasit der Hausratte ernährt. Diese Tierart stammte ursprünglich aus dem Himalaya-Gebiet und wurde erst auf den Gewürzhandels­wegen und durch den Transport auf Schiffen weltweit verbreitet. Wegen der schwarzen Flecken, die sich um die Flohbisse bildeten, nannte man die Krankheit auch den „Schwarzen Tod“. Zahlreiche Augenzeugen berichteten voller Entsetzen darüber, mit welcher Schnelligkeit sich diese Epidemie ausbreitete. Die mit der Seuche befallenen Menschen starben oft innerhalb weniger Stunden.

Zum letzten Mal trat die Pest in Bayern im Jahr 1713 auf. Anlässlich des 300ten Jahrestages dieses schrecklichen Ereignisses erinnert eine Ausstellung im Heimatmuseum in Landau an der Isar an die damaligen Geschehnisse. Die Epidemie wütete vom 24. August (hl. Bartholomäus) bis zum 6. November 1713 (hl. Leonhard) in der Stadt. Es wird berichtet, dass in diesen 75 Tagen achtzig Landauer Bürger an der Krankheit verstarben. Erst das öffentliche Gelöbnis, künftig jedes Jahr eine Andacht und eine Prozession von der Oberen in die Untere Stadt zu veranstalten, eine Geldsammlung für die Verehrung der beiden Pestpatrone durchzuführen und eine große Votivtafel zu spenden, soll der Seuche Einhalt geboten haben.

Die originale Gelöbnisurkunde und weitere Exponate werden in dieser Ausstellung nun erstmals öffentlich präsentiert. Das damals gestiftete Votivbild ziert die Sebastiankapelle der Stadtpfarrkirche St. Maria und hat die beeindruckenden Maße von zwei mal drei Metern. Es zeigt Landau mit seinen Kirchen und dem Kalvarienberg. Über der Stadt thront die Heilige Dreifaltigkeit, flankiert von den Pestpatronen Sebastian und Rochus. Im Vordergrund sieht man Bürger in Festtagstracht und die Mitglieder des Magistrats, angeführt von dem damaligen Stadtpfarrer Philipp Jakob Rappoltsperger, der das Schriftstück des Gelübdes in der Hand hält. Ausgestellt sind auch die Utensilien, die bei der jährlichen Prozession mitgeführt werden: die Sebastians-Monstranz, eine Reliquie des hl. Sebastians, der Sebastian-Himmel (ein reich verzierter Baldachin aus Samt und besticktem Brokatstoff) und die Sebastianfahne aus rotem Samt, geschmückt mit einem gestickten Bild des Heiligen und goldenen Ornamenten. Daneben steht eine Statue des hl. Rochus, dem dritten Landauer Stadtpatron nach der Muttergottes und dem hl. Sebastian, mit einer Pestbeule am Oberschenkel. Er stammt aus einer kleinen Kapelle am Unteren Buchet, die an der Stelle errichtet wurde, wo man 1713 das Ende der Pest verkündet hat. Besonders prunkvoll wurde das Buch der im Jahr 1481 begründeten Sebastiani-Bruderschaft gestaltet. In den Mitgliederlisten sind über sechzig prominente Persönlichkeiten mit ihren Wappen vertreten.

Weitere Votivgaben geben Einblick in die damals erlittene Not. Der Landauer Kooperator (Hilfspriester) Georg Stängl wurde 1713 ebenfalls von der Infektion befallen, jedoch auf wundersame Art geheilt. Zum Dank für seine Errettung stiftete er ein Bild, auf dem sein in lateinischer Sprache verfasstes Gelöbnis nachzulesen ist. Darin berichtet er von den erlebten Fieberanfällen, von grauenhafter Vergiftung und hässlichen Beulen an vielen Stellen des Körpers. Ein weiteres Bild, das zum hundertsten Jahrstag des schrecklichen Ereignisses angefertigt wurde, überliefert eine Ansicht des Pestfriedhofs. Schutzamulette gegen die Seuche, die damals in Gebrauch waren und sich in der Dauerausstellung des Heimatmuseums befinden, zeigt Museumsleiter Klaus Klobe den Besuchern in seinen Führungen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um das Caravacakreuz mit dem Doppelbalken, das einst die Mauren zum Christentum bekehrt haben soll und dem deshalb eine besonders starke Schutzwirkung zugeschrieben wurde, oder um geweihte Schluckbildchen für Mensch und Tier.

Die letzte Pestepidemie in Landau blieb der Bevölkerung bis heute in Erinnerung. Jedes Jahr am Gedenktag des hl. Sebastian (20. Januar) findet eine Sakramentsprozession statt, die von der Stadtpfarrkirche in der Oberen Stadt ausgeht und am Sebastianibrunnen in der Unteren Stadt mit der feierlichen Erneuerung des Gelöbnisses ihren Höhepunkt findet. Die dabei ausgesprochene Bitte wird sicher für alle Zeiten aktuell bleiben: „Beschütze unsere Stadt und Familien vor Unfällen und Krankheiten, Feindschaften und Krieg, Unwetter und Katastrophen.“

Chr. Riedl-Valder

Ausstellung bis 28. Juli 2013 im Heimatmuseum Landau a.d. Isar, Höckingerstr. 9, Öffnungszeiten Do. 10-12, Sa. 14-16, So 14-17 Uhr, Führungen jeden 1. und 3. Sonntag im Monat, Infos zum Begleitprogramm unter www.heimatmuseum-landau-isar.de

 aus: Altbayerische Heimatpost 2013, Nr. 23, S. 20.