500 Jahre Schützengeschichte

Jubiläumsausstellung im Historischen Museum RegensburgArmbrust aus dem 17. Jahrhundert

Armbrust aus dem 17. Jahrhundert

Kaum jemand weiß heute noch, dass die Wehrhaftigkeit einst zu den wichtigsten Pflichten der Stadtbewohner gehörte. Das Bürgerrecht wurde in früheren Jahrhunderten nur dann vom Magistrat der Stadt verlängert, wenn man regelmäßige Schießübungen nachweisen konnte. Die Armbrustschützen gehörten im Mittelalter zur bürgerlichen Elite der Stadt. Nur die Wohlhabenden konnten sich eine Armbrust leisten - im Gegensatz zu den restlichen "Spießbürgern", die ihre Stadt nur mit Spießen verteidigen konnten.

Die Regensburger Armbrustschützengesellschaft „Großer Stahl“ war eine der ältesten in Bayern. Sie wurde im Jahr 1513 gegründet. Eine Sonderausstellung würdigt nun ihre reiche Kulturgeschichte. "Großer Stahl" nannten sich die Männer, weil sie mit einer Stahlarmbrust schossen. Die Schau gibt eine Einblick in die Aktivitäten und das Wirken der Schützengesellschaft vom Ursprung der Vereinigung in der frühneuzeitlichen Stadtverteidigung bis in die heutige Zeit. Sie ist in zwei Teilbereiche untergliedert. Der erste widmet sich dem Leben der Schützen. Zu sehen sind Porträts der Aktiven ab dem 16. Jahrhundert, uralte Armbrust-Exemplare, Pirschbüchsen, sowie kostbare Pokale und Medaillen, Ehrenketten, Akten und Urkunden. Ein besonders wertvolles Stück ist das aufwendig gearbeitete Schützenkränzlein aus dem Jahr 1579. Der Reif ist mit Goldfäden umwickelt, an der Innenseite mit Blüten besetzt; er zeigt vier Wappen, dazwischen viel Flitter, Flussperlen, rote Steine, bunte Seide und Reliefstickerei. Eine gemalte Spanschachtel diente zur Aufbewahrung des Kranzes. Im zweiten Teil wird erstmals ein großer Teil des bedeutenden Bestands an bemalten Schützenscheiben präsentiert, der seit dem Winter zeitaufwendig restauriert wurde. Die Darstellungen beziehen sich oft auf Volksweisheiten, Themen der Geschichte und Mythologie oder aktuelle Ereignisse, wie zum Beispiel den Aufenthalt von König Ludwig I. In Regensburg im Jahr 1830. Eine weitere Scheibe zeigt ein Hündchen, dass seinen Herrn in die Wade beißen will, obwohl er mit einem Stück Brot gefüttert wird. Ihr Titel lautet: Undank ist der Welt Lohn. Die aktuellsten Scheiben erinnern 2011 an das Jubiläum „20 Jahre deutsche Einheit“ und 2012 an die Abwendung von der Atomenergie.

Als weitere Rarität kann man im Rahmen des Jubiläums den alte Schießstand im Stahlzwingerweg besichtigen, der noch aus dem 17. Jahrhundert stammt. Nirgendwo, außer in den Schützenvereinen, war es früher möglich, die Vertreter des Rats und des Adels mit dem normalen Volk in einer gemeinsamen Beschäftigung zusammen zu bringen. Man traf sich hier zum Armbrustschießen und zum Zeitvertreib. In den 1960er Jahren wurde dieser alte Schießstand geschlossen und ein neuer gebaut, da sich durch die Weiterentwicklung der Armbrusttechnik das Schießen verändert hatte. Doch da sich in den letzten Jahrzehnten nur noch ein Dutzend aktiver Schützen fand, wurde die Anlage 2012 geschlossen. So ist diese Ausstellung auch mit Wehmut verbunden, denn gerade im Jubiläumsjahr löst sich die Gesellschaft auf. Es gibt keine Jungen mehr, die bereit sind, das Erbe weiter zu pflegen. Die reiche Sammlung und der Hausbesitz wurde der Stadt überschrieben.

Christl Riedl-Valder

Großer Stahl“ - 500 Jahre Schützengeschichte in Regensburg. Ausstellung im Historischen Museum Regensburg vom 06.07.2013 – 22.09.2013, jeweils dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet.; reich bebilderter Ausstellungskatalog 22 Euro.

aus: Altbayerische Heimatpost, 65. Jg., Nr. 34, (19.8.-25.8.2013), S. 21.

Undank ist der Welt Lohn.  Schützenscheibe aus dem Jahr 1709

Undank ist der Welt Lohn. 

Schützenscheibe aus dem Jahr 1709

Schützenkränzlein aus dem Jahr 1579

Schützenkränzlein                             

aus dem Jahr 1579

Schützenzug in Regensburg 1788