„Oids Graffl“ wurde zum Schmuckstück - Vorbildliche Sanierung des Soifererhauses

Die Berchinger Altstadtfreunde erhielten den Oberpfälzer Denkmalpreis 2013

Das Soifererhaus vor und nach der Sanierung (Foto: Altstadtfreunde Berching)Das Soifererhaus vor und nach der Sanierung (Foto: Altstadtfreunde Berching) 

Das rund vierhundertfünfzig Jahre alte kleinbäuerliche Anwesen Reichenauplatz 10 im Herzen der historischen Altstadt von Berching stand seit 1983 leer und verfiel immer mehr. Unsachgemäße Umbauten hatten zudem statische Probleme verursacht, die das Gebäude reif für die Abrissbirne machten. Doch da griff 2007 eine Gruppe engagierter Bürger ein, um das alte Gemäuer zu retten und zu neuem Leben zu erwecken. Der Verein der Berchinger Altstadtfreunde kaufte die ruinöse Immobilie, bei der es sich um ein für die Region typisches Ackerbürgerhaus handelte, das Wohn-, Lagerräume und Viehställe unter dem hohen Satteldach vereinte und in den ältesten Teilen aus dem Jahr 1568 stammt. Mit diesem Schritt wollte man ein Stück Berchinger Stadtgeschichte vor dem Untergang bewahren. Zunächst sollte eigentlich nur der Dachstuhl gesichert und die Bausubstanz erhalten werden. Um Zuschüsse zum geringen Eigenkapital des Verein zu beschaffen, standen am Anfang des Unternehmens unzählige Gespräche mit den zuständigen Behörden. Viel Ausdauer und Verhandlungsgeschick waren nötig, um das nötige Kapital für die Sanierung zusammen zu bringen.

Das Soifererhaus nach der RenovierungIm November 2010 war es dann soweit - der Verein startete seine Rettungsaktion mit dem Aufbau des Gerüstes, das eine Berchinger Firma kostenlos zur Verfügung stellte. Doch im Laufe der ersten Arbeiten gab es ein böses Erwachen: an fast jeder Stelle, die sich die Handwerker und Handlanger vornahmen, traten ungeahnte Schäden und weitere Schwierigkeiten auf. Zum Glück fand sich jedoch jedes mal auch neue Hilfe, teils durch die Behörden, hier vor allem durch die sachkundige Beratung des Landesamts für Denkmalpflege, teils durch ortsansässige Firmen und Privatleute, die mit Spenden und vielfältigem Engagement Unterstützung leisteten. Dazu kam, dass die Altstadtfreunde einige versierte Fachleute in ihren Reihen haben, die viele Arbeiten in Eigenleistung übernehmen konnten, zum Beispiel die Dämmung, die Verlegung des Dielenbelags und sogar den Lehmschlag in alter Technik. Ausdauer und Muskelkraft waren gefragt, als im Erdgeschoss der Fußboden abgesenkt werden musste und unzählige Schubkarrenladungen mit Aushubmaterial abzutransportieren waren. Mit letztlich rund einer halben Million Euro Gesamtkosten, die sich aus 5500 Stunden Eigenleistung, 80000 Euro Eigenkapital, diversen Sachspenden und Zuschüssen zusammensetzen, gelang eine vorbildliche Sanierung des historischen Gebäudes. Mit einer strahlend weißen Fassade, urigen Räumen, zu denen auch ein Erker mit Plumpsklo im ersten Stock zählt, schönen Stuckdecken und vielen Schautafeln, auf denen man die einzelnen Arbeitsschritte der Sanierung nachvollziehen kann, lädt das Haus nun zum Besuch ein. Künftig soll es als Versammlungs- und Konferenzstätte für Vereine, Firmen oder Privatleute in Zusammenarbeit mit Berchinger Gastwirten, für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Das Soifererhaus trägt nun wieder zum unverwechselbaren Charme von Berching bei.

Erstmals entschied Kulturausschuss des Bezirkstags der Oberpfalz dieses Jahr über die Vergabe eines mit 5000 Euro dotierten Denkmalpreises. Mit diesem Preis beabsichtigt der Bezirk Oberpfalz, von nun an alljährlich das Engagement der Eigentümer denkmalgeschützter Gebäude, die zum Erhalt historischer Bausubstanz beitragen, zu würdigen. Die neue Auszeichnung soll zudem die Förderung der Denkmalpflege als zentrale Aufgabe der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks hervorheben. Jedes Jahr wird rund eine Million Euro in die Sanierung denkmalgeschützter Objekte investiert. Unter 31 Vorschlägen fiel die Wahl auf das Soifererhaus in Berching. „Ein beeindruckendes Beispiel bürgerlichen Engagements“, meinte die Jury und sprach den Preis dem Verein der Berchinger Altstadtfreunde zu. Die Laudatio hielt Bayerns oberster Denkmalschützer, Generalkonservator Egon Johannes Greipl vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Er zeigte sich begeistert von den handwerklichen Fähigkeiten einzelner Mitglieder, durch die sogar die alte Holzkonstruktion größtenteils weiterverwendet werden kann. Auf diese Weise wurde ein für die Region typisches Zeugnis des Lebens und Arbeitens in vergangener Zeiten bewahrt. „Sie haben gezeigt, dass es um die Sorge für die Geschichte geht und nicht um Entsorgung ihrer Zeugnisse. Sie sind wahre Denkmalpfleger“, würdigte Greipl die Preisträger.

Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Frenzel sieht die Ehrung als Ermutigung und hofft, dass das Beispiel Anregung und Ansporn für andere ist, um die Altstadt als Wohnsitz neu zu entdecken, damit die Lebendigkeit des historischen Zentrums von Berching auch in Zukunft gesichert ist. Die Renovierung des Soifererhauses brachte die Altstadtfreunde nicht selten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, gestand Frenzel. Nachdem sie sich zuvor schon bei der Sanierung des Chinesenturms, der Restaurierung alter Schmiedekreuze und Turmuhrwerke engagiert hatten, war das alte Ackerbürgerhaus nun das bislang größte Projekt des 2005 gegründeten Vereins, der mittlerweile über hundert Mitglieder hat. Gründer Rudi Preischl warb damals bei den Bürgern für die Denkmalpflege mit dem Aufruf: „Berchings historische Eigenart kann man nur durch Taten erhalten!“ Heute dürfen die Altstadtfreunde stolz darauf sein, Berching zu einer weiteren Attraktion verholfen zu haben – auch wenn ihr Vorhaben nicht bei allen im Ort auf Zustimmung stieß. Aber auch die Kritiker müssen einsehen, dass die Stadt an der Altmühl vor allem deshalb bei den Touristen so hoch im Kurs steht, weil sie aufgrund ihrer reizvollen, mittelalterlichen Altstadt mit den Türmen, Toren und der erhaltenen Stadtmauer einmalig ist.

Chr. Riedl-Valder
(aus: Altbayerische Heimatpost 44, 2013, S. 29)
 
Der Plumpsklo-Erker vor und nach der Sanierung (Fotos: Riedl-Valder)
 
Der Plumpsklo-Erker vor und nach der Sanierung (Fotos: Riedl-Valder)

Der Plumpsklo-Erker vor und nach der Sanierung (Fotos: Riedl-Valder)

 
Die Vorstandsmitglieder der Berchinger Altstadtfreunde vor dem Soifererhaus (Foto: Riedl-Valder)

Die Vorstandsmitglieder der Berchinger Altstadtfreunde vor dem Soifererhaus (Foto: Riedl-Valder)