Wirts- / Kaffeehäuser
Kuchengenuss seit Generationen
Das Café Hoft in Passau
Das Kaffeehaus Hoft am Residenzplatz (Foto: Chr. Riedl-Valder)
Der Residenzplatz in Passau gehört mit seinem reichen Bestand an Stuckdekorationen und Barockfassaden zu den schönsten öffentlichen Räumen in der Drei-Flüsse-Stadt. Man begegnet auf ihm auch einer Reihe von Gegensätzen: Erinnerungen an vergangene Jahrhunderte neben Zeugnissen der Moderne, Denkmäler fürstlichen Glanzes und Spuren bürgerlicher Rebellion. Gegenüber der Neuen Residenz, dem Wohnsitz des Bischofs, liegt dessen ehemalige „Hofapotheke zum schwarzen Adler“ und daneben das Anwesen Residenzplatz Nr. 11. Hier lebte im 14. Jahrhundert der Stadtrichter Andreas Haller, der einen dramatischen Bürgeraufstand gegen den damaligen Fürstbischof Albert anführte. In diesem Haus eröffnete die alteingesessene Passauer Bäcker- und Konditorfamilie Hoft vor zwei Jahren ein modernes Kaffeehaus, das ebenfalls kontrastreiche Akzente setzt. Unter dem weißgetünchten mittelalterlichen Kreuzgratgewölbe dominiert die durchgehende Linie viereckiger schwarzer Tischchen mit Chromfüßen, ergänzt von einer schwarzen Polsterbankreihe und schwarz-gelber Bestuhlung auf gelben Bodenbelag. Diese Einrichtung in schwarz-gelber Farbpalette vermittelt Übersichtlichkeit, Klarheit und Frische. Bei so viel Ordnung genießt man den Anblick reichlicher Fülle, den die Kuchentheke bietet: Schmalz- und Blätterteiggebäck, Biskuitrollen, sowie ein großes Sortiment verschiedener Obst-, Käse-, Schokoladenkuchen neben fein verzierten Sahnetorten. „Tradition trifft Genuss“ lautet das Motto bei Hoft. Die alte Handwerkskunst des Bäckers und Konditors mit ihren überlieferten Rezepten führt zusammen mit den verwendeten hochwertigen Rohstoffen aus biologischem Anbau von vorwiegend regionalen Anbietern zu höchsten Gaumenfreuden und einer ökologisch verantwortbaren Produktion.
Mit der Eröffnung dieses Cafés ist das Familienunternehmen Hoft wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Denn gleich um die Ecke, in der Zinngießergasse 2, startete vor über 120 Jahren Anton Hoft mit seiner ersten Bäckerei. Der gebürtige Hauzenberger war 27 Jahre alt, als er sich 1890 entschloss, sein Gewerbe in Passau anzumelden. Fünf Jahre später erhielt er das Bürgerrecht der Stadt. Das Geschäft lief so gut, dass er bereits wenige Jahre später eine Betriebserweiterung in Angriff nahm und dazu das Haus Innbrückgasse 1 kaufte. Hoft wusste die Vorteile moderner Technik zu nutzen. Er ließ in seiner Backstube einen über zwei Meter großen Dampfbackofen einbauen, der zu jener Zeit eine völlige Neuerung bedeutete und auf eine Erfindung des englischen Maschinenbauers Loftus Perkins zurückging. Heizkammer und Backkammer waren in diesem Ofen erstmals getrennt. So konnte man während des Backens nachheizen und dadurch kontinuierlich erhitzen. Beim althergebrachten Holzbackofen musste erst der Backraum aufgeheizt und die Energie in dem aus Schamottsteinen gebildeten Backkammergewölbe gespeichert werden. Erst nach Entfernung des Abbrandes wurde im selben Raum bei fallender Temperatur gebacken. Wenn die gespeicherte Wärme nach Beendigung des Backprozesses verbraucht war, musste erneut umständlich aufgeheizt werden. Mit seiner neuen Anlage gelang es nun Anton Hoft, seine Produktion erheblich zu steigern. Der Betrieb hatte damals bereits fünfzehn Angestellte.1907 erhielt er vom Passauer Stadtmagistrat die Auszeichnung „Beste Bäckerei am Platze“.
1908 erwarb Anton Hoft in der Innenstadt das Anwesen Lederergasse 29 mit einem großen Hof von über 1000 m². Er plante hier später eine Großbäckerei zu erstellen. Zwei Jahre später wurde am Rindermarkt 3 eine Filiale eingerichtet und gleichzeitig das Sortiment wesentlich erweitert. Ab diesem Zeitpunkt spielten auch feine Kuchen und Torten eine große Rolle in der Hoft´schen Backstube. 1916 wurde Anton Hoft beim Besuch von König Ludwig III. in Passau mit dem Titel „Gewerberat“ ausgezeichnet. Von den 13 Kindern, die er zusammen mit seiner Frau Thekla hatte, trat der älteste Sohn Anton (geb. 1891), alter Handwerkstradition entsprechend, die Nachfolger seines Vaters an. Auch Sohn Theo blieb als Konditor im elterlichen Geschäft.
Nach dem 2. Weltkrieg übernahm die 3. Generation der Familie Hoft den Betrieb. Neben der Eröffnung weiterer Filialen entstand 1964 im neuen Industrie- und Gewerbegebiet an der Spitalhofstraße eine moderne Bäckerei mit einer über 500 m² großen Backstube, Versandgebäude und Läden. Damit hatte sich die einstige kleine Bäckerei zu einem mittelständischen Unternehmen mit vierzig Arbeitsplätzen gemausert, das auch in der Folgezeit schwarze Zahlen schrieb und expandierte. Mit hohen Auszeichnungen wurden die Aktivitäten des Firmeninhabers für das Handwerk gewürdigt. Unter Konditor- und Bäckermeister Anton Hoft (der Vierte), der seit 1984 die Geschicke des Hauses leitet, konnte die Mitarbeiterzahl zeitweise verdoppelt und 2007 mit er Zertifizierung von „Bioland“ und der Überreichung des Staatsehrenpreises für das Bayerische Bäckerhandwerk der höchster Qualitätsstandart für die Hoft-Erzeugnisse dokumentiert werden. Anton Hoft betreibt heute mit seiner Frau Hildegard eine, auch nach ökologischen Gesichtspunkten, ultramodern eingerichtete Bäckerei und Konditorei. Nach dem Geheimrezept für seinen Erfolg befragt, sagt er: „Der Teig ist launisch. Backen, das ist Riechen, Fühlen und Wissen. Dafür braucht man Erfahrung und das notwendige Können.“ Und diesen Schatz an Fachkenntnis und solider Handwerkskunst, gepaart mit unternehmerischem Gespür, will er an seinen Sohn Anton Hoft (den Fünften, geb. 1990) vermitteln, damit der Familienbetrieb auch für die Zukunft gut gerüstet ist.
Text und Fotos Dr. Chr. Riedl-Valder
Kleinanzeige der Bäckerei Hoft in der örtlichen Tageszeitung (Foto: Hoft)
Café Hoft, Residenzplatz 11 (Foto: Chr. Riedl-Valder)